Wann ist ein Konflikt ein Konflikt?
Montagmorgen – 7.30 Uhr
Unausgeschlafen betrete ich das Büro und versuche, mich für die neue Woche zu motivieren. In Gedanken gehe ich die heutigen Aufgaben durch, erstelle eine Prioritätenliste. Puh, da steht ja wieder einiges an. Ich frage mich gerade ob ich das schaffe nach dieser kurzen Nacht. Die Probleme mit dem neuen Projekt haben mich nicht zu Ruhe kommen lassen. Erst mal eine Tasse Kaffee, entscheide ich, die wird den Geist schon wecken. Als ich die Teeküche betrete, bin ich schlagartig hellwach.
Wieder steht die schmutzige Kaffeetasse meines Kollegen auf der Arbeitsplatte.
Schon hundertmal habe ich ihn gebeten, sein Geschirr in die Spülmaschine zu räumen. Was ist denn daran so schwer zu kapieren? Nimmt der mich nicht ernst oder will er mich ärgern? Na warte, wenn der kommt, werde ich ihm ordentlich Bescheid sagen!
Meine ganze angestaute Wut trifft auf mein unausgeschlafenes Gemüt und gemeinsam wachsen die beiden zu einem riesigen Zornzombie an, der sich gleich über dem Kollegen entladen wird.
Während ich die Kaffeemaschine anschalte überlege ich, was ich alles sagen werde und was mich schon so lange stört. Ich frage mich, was er wohl antworten wird und pariere gedanklich jede Ausrede mit einer schlagkräftigen Antwort. Ja, alles kommt heute auf den Tisch!
Einige Minuten später sitze ich am Schreibtisch. Der duftende Kaffeedampf steigt mir in die Nase und langsam erwachen meine Lebensgeister. Ich bemerke, wie sich mein Verstand dem Zornzombie entgegenstellt und die beiden heftig diskutieren. „Schwamm drüber“ sagt der Verstand, „lässt du dich wirklich von einer schmutzigen Tasse aus der Bahn werfen? Wie uncool!“
„Pah“ entgegnet der Zombie, „der macht das absichtlich, ignoriert meine Wünsche, das kann ich mir doch nicht gefallen lassen.“
Ich höre den beiden noch einige Minuten zu und versuche, mir eine objektive Meinung zu bilden. Recht haben sie beide.
Am Ende komme ich zu dem Ergebnis, dass ich mit meinem Kollegen unbedingt reden muss. Aber konstruktiv sollte das Gespräch sein. Schließlich müssen wir das neue Projekt gemeinsam auf den Weg bringen. Unstimmigkeiten zwischen uns wären ein echtes Hindernis. Wenn wir nicht unsere volle Energie gemeinsam einsetzten, werden wir den Zeitplan nie schaffen. Konflikte können wir uns nicht leisten. Ich überlege:
Ist die Kaffeetasse ein Konflikt?
Sicher ist sie das nicht. Aber sie steht für die Missachtung meiner Wünsche!
Unausgesprochen wird mein Ärger immer größer, wird wie eine Lawine anschwellen und ein handfester Konflikt kann sich daraus entwickeln.
Kommen Ihnen diese Situation bekannt vor?
Dann hier unsere heutigen Tipps für Sie:
Was also zu tun?
Hier ein kleiner Check:
- Was stört mich? (die Kaffeetasse)
- Warum stört es mich? (wenn jeder alles stehen lässt wird es unschön)
- Habe ich es dem Kollegen wirklich schon deutlich gesagt? (oder habe ich lediglich vage Andeutungen gemacht?)
- Wie hat er reagiert? Hat er mich verstanden? Ist ihm klar, wie wichtig es mir ist? (mir ist Ordnung sehr wichtig!)
- Haben wir eine Vereinbarung getroffen?
Wenn ich das für mich geklärt habe, kann ich meine nächsten Schritte planen.
- Ich bitte den Kollegen um ein Gespräch
- In ruhigen Ton erkläre ich, was mich stört und warum
- Ich formuliere eine klare Bitte
- Anschließend bitte ich ihn um Stellungnahme
- Gemeinsam suchen wir eine Lösung oder einen Kompromiss
- Zum Ende frage ich, ob auch er einen Zornzombie hat und, wie ich diesen eventuell füttere.
- Möglicherweise erkenne ich Macken an mir, die ich abstellen sollte
Ich bin froh, dass mein Kollege nicht früher ins Büro kam. So hätte ich das Gespräch zwischen meinem Verstand und dem Zornzombie nicht mitbekommen und wäre direkt über ihn hergefallen.
Mit klarem Kopf ist ein Konflikt bereits im Ansatz zu verhindern.
Und das bringt mich zurück zur Anfangsfrage: wann genau ist denn nun ein Konflikt ein Konflikt?
Immer, wenn einer der Beteiligten z.B. ein Handeln oder Nichthandeln als Beeinträchtigung empfindet entwickelt sich für ihn ein Konflikt.
Also: wenn Sie sich über etwas oder jemanden ärgern, verbuchen Sie dies als möglichen beginnenden Konflikt. Denken Sie an Ihren Zornzombie und handeln Sie sofort:
Erklären Sie mutig, was für Sie im Alltag wichtig ist. Nur dann können Ihre Werte auch von den Mitarbeitern respektiert werden.
Das spart eine Menge Energie, die Sie für die Erreichung Ihrer Ziele einsetzen können. Eine offene Kommunikation verringert Konfliktpotential, steigert die Zufriedenheit und macht Sie und Ihr Team erfolgreich.
Dabei wünschen wir Ihnen viel Erfolg
Euer Ilona Vogel Team
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