Endlich Frühling – Oder was macht uns Stress?
(meine Bergtour-Geschichte aus dem letzten Jahr)
Es ist so weit: wie jedes Jahr steht sie endlich an, die Bergtour mit meiner Freundin Claudia, die seit sieben Jahren für uns beide den Frühling einläutet.
Wie immer holt sie mich am Bahnhof ab und gemeinsam starten wir in ihrem Camper in eine großartige Bergwelt. Bei der Begrüßung habe ich sofort das Gefühl, dass sie irgendetwas bedrückt….
Am ersten Morgen in den Bergen geht’s los, das Wetter ist besser als die Vorhersage und so starten wir, ausgerüstet mit Wanderkarte, Getränken und Proviant. Herrlich, denke ich beim Anblick des Panoramas. Doch ein Blick auf die Karte lässt erkennen, dass die Tour eine Herausforderung für uns ist.
Wie immer tauschen wir auf den ersten Schritten Alltägliches aus: die Entwicklung der Kinder, die üblichen Reibereien zuhause und unsere Partner haben im vergangenen Jahr auch nicht wirklich an ihren Macken gearbeitet…….
Einzig im Job gab es große Veränderungen. Auf der letzten Tour hatten wir gefeiert, Claudia war die Leitung ihres Teams angeboten worden. Endlich erkannte man ihre Kompetenzen! Und nun?
„Wie läufts im Job?“ frage ich sie, worauf ich ein verzweifeltes Stöhnen vernehme.
„Ich hab mir das irgendwie anders vorgestellt, war total motiviert. Ich wollte eine richtig gute Chefin sein.“ erzählt Claudia, immer heftiger und lauter werden ihre Ausführungen und ich bemerke, dass Ihr Zornzombie (ihr innerer Antreiber, wenn die Wut kommt) sich zu uns gesellt hat…
Zuerst hüpft er neben Claudia her und stachelt sie an, doch nach einer Weile nimmt er direkt auf ihrem Rucksack Platz: Ihre Bewegungen werden beschwerlich, ihre Schritte kürzer, ihr Kopf ist puterrot während sie sich wild gestikulierend aufregt.
„Stopp“ rufe ich „Nicht einen Meter weiter wirst du deinen Zornzombie hier hoch schleppen. Lass uns eine Pause machen.“
Wir setzen uns auf eine Bank und sie erzählt: “Es ist nicht leicht, die neue Mitarbeiterin ins Team zu integrieren. Sie polarisiert und spaltet die Gruppe. Mich nerven die ständigen Missverständnisse. Es ist wie im Kindergarten. Ich komme nicht zu meinen eigenen Aufgaben, weil ich immer wieder als Schiedsrichter fungieren soll. Ich möchte keinen aus der Gruppe verlieren, aber langsam sehe ich keine Möglichkeit mehr, unser gutes Teamklima zurückzubekommen. Seit einiger Zeit liege ich nachts wach, bekomme Angstzustände, mein Herz rast dann wie wahnsinnig. Am liebsten würde ich alles hinschmeißen!“
Hmm überlege ich: Flucht!
Dieser Wunsch ist naheliegend in solchen Stresssituationen. Doch welche Alternative gibt es zur Flucht?
Da habe ich aus meiner Seminarpraxis doch einige Theorien in der Tasche und zeige ihr anhand des Lazarus-Models gleich eine mögliche Lösung auf:
„Schau, es ist wie mit unserer Tour, zuerst einmal musst du sicherstellen, dass du auf dem richtigen Weg bist.“
Zu Beginn steht die Herausforderung. Wir definieren ein Ziel und machen uns mutig auf den Weg. (Begeistert hatte Claudia die Teamleitung übernommen.)
Doch dann erkennt man sie: die Steine (potentielle Stressoren) auf dem Weg. Manche lassen wir „links liegen“, beachten sie nicht. Andere bewerten wir positiv, ja, wir könnten an ihnen wachsen. Und dann sind da die großen, wirklich gefährlichen Hindernisse, die uns bedrohen, zu Verlust führen.
Dieser „ersten Bewertung“ folgt die „zweite – sekundäre“:
Wir analysieren die Ressourcen.
Wenn wir merken, wir haben zu wenig Ressourcen, oder nicht die richtigen, macht uns das Stress.
Und was heißt das für Claudia?
Sie muss genau ermitteln, ob die Teamleitung das Richtige für sie ist. Ignorieren kann sie die Probleme nicht. Folgende Fragen muss sie sich also stellen:
- Kann sie sich Zeit geben, an den Schwierigkeiten zu wachsen?
- Oder sind die Hindernisse unüberwindbar?
- Wie wichtig ist ihr die Führungsposition?
- Wieviel Kraft kann sie mobilisieren?
- Wer oder was könnte sie unterstützen?
- Ab wann gefährdet der Stress mit dieser Situation ihre Gesundheit?
Oft gibt es da hilfreiche Unterstützung.
Stellt Claudia durch diese Überlegungen jedoch fest, dass diese Position nicht ihr Weg ist, muss sie die Leitung abgeben. Im anderen Falle wäre Scheitern die unweigerliche Folge, d. h. die Unzufriedenheit der Teammitglieder schlägt sich auf die Qualität der Arbeit nieder, an der auch Claudia gemessen wird.
Verletzt und mit großem Zeitverlust würde Claudia sich am Ende des Tages doch einen anderen Weg suchen müssen.
Sparen Sie sich solch schmerzhafte Umwege, sie verlieren nicht nur wertvolle Lebenszeit, sondern belasten vor allen Dingen Ihre Gesundheit!
Sorgen Sie rechtzeitig für sich!
Wir stehen Ihnen jederzeit als Routenplaner zur Seite – egal wie groß Ihre Bergtour sein mag!
Ihr Ilona-Vogel-Team
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