Soviel sei vorab verraten, wenn er es nicht selbst erledigt, sicher niemand.

Doch die eigentliche Frage ist doch, was nutzt die beste Fertigkeit, wenn man sie nicht auch für sich selbst einsetzt?

Was hält uns davon ab, gut zu uns zu sein? Wir wünschen uns von unserem Umfeld Fairness, Hilfsbereitschaft, Nächstenliebe oder wenigstens Respekt und Akzeptanz. Und wieviel bringen wir davon selbst für uns auf?

Vor einiger Zeit im ersten Gespräch lernte ich nicht nur meine neue Kundin kennen. Mit ihr zusammen erschien ihr Zornzombie, ein Riesenexemplar seiner Gattung. „Im Unternehmen läuft überhaupt nichts mehr“ schimpfte die Kundin. „Jeder macht, was er will, keiner übernimmt Verantwortung und die Aufgaben schieben sie zwischen sich hin und her.“

Geduldig hörte ich ihr zu und beobachtete, wie ihr Zombie sie weiter anpeitschte. Immer lauter und heftiger wurden ihre Äußerungen, sie geriet völlig aus der Fassung. Sie redete sich richtiggehend in Hysterie bis sie am Ende schließlich in Tränen ausbrach.

Schweigend reichte ich ihr ein Taschentuch.

Es dauerte eine ganze Weile bis sie wieder Worte fand: „Hatte mein Vater wohl doch recht, ich bin nicht stark genug, seine Firma weiterzuführen.“

Kleinlaut entschuldigte sie sich. So etwas sei ihr noch nie passiert. Richtig peinlich war es ihr, dass sie sich derart hatte gehenlassen. Für mich war die Situation nicht neu und so wusste ich genau, wen ich als nächstes kennenlernen würde.

Zitternd und mit klappernden Zähnen kroch er aus meiner Kundin heraus

ihr  Zauderzwerg

Dieses kleine Wesen wohnt vielen von uns inne, ist ziemlich menschenscheu und tritt meist erst dann auf, wenn uns unsere Gedanken, Sorgen und Ängsten überrollen.

Der Zauderzwerg zeigt uns unser Unvermögen auf: „Bist du dir sicher, dass du das schaffst? Wer bist du schon, dass du Ansprüche stellst….usw. usw.“

Ihm hören wir geduldig zu, lassen uns überzeugen und einschüchtern.

Selbstfürsorge Fehlanzeige!

Natürlich wissen wir, dass man Freundschaften pflegen muss, viele kümmern sich geradezu liebevoll um ihr Fahrzeug und auch die Bedürfnisse unserer Zimmerpflanzen und Haustiere haben wir stets im Blick. Warum fällt es uns so schwer, für uns selbst liebevoll zu sorgen?

Selbstfürsorge als Belohnung?

Viele verknüpfen mit ihr eine vorab erbrachte Leistung, doch Sie müssen sich Ihre persönliche Wertschätzung nicht erst verdienen. Sie gehört zur täglichen Pflege. Fehlt sie über längere Zeit, hat das fatale Folgen: Erschöpfung, Burnout und Depressionen sind häufig das Ergebnis unbeachteter Bedürfnisse. Während die Zimmerpflanze Missachtung mit dem Abwurf ihrer Blätter quittiert signalisiert uns der Körper fehlende Achtsamkeit auf körperlicher oder psychischer Ebene.

Selbstfürsorge ist nicht egoistisch, sondern (über-)lebensnotwendig!

Sie ist Teil unserer DNA, doch im Laufe des Lebens haben wir vergessen, wie wichtig es ist, sich selbst genügend Beachtung zu schenken. Genau: schenken – nicht erarbeiten!

In einer Zeit von Gewinnmaximierung und Effizienz, in der Erwartungen ständig nach oben geschraubt werden sind wir geneigt, auch uns selbst zu überschätzen.

Vergessen Sie Multitasking, denn es ist der Feind der Achtsamkeit.

Ohne Achtsamkeit erkennen Sie nicht, wenn etwas Sie überfordert. Natürlich ist eine gesunde Lebensweise (Ruhephasen, vitaminreiche Kost, genügend Bewegung und ausreichend Sauerstoff, Vermeidung von Elektrosmog usw.) Grundvoraussetzung. Doch lassen Sie sich dadurch nicht noch zusätzlich unter Druck setzen.

Weniger ist manchmal mehr – und zwar, wenn es um Perfektionismus und Rechtfertigung geht.

Mobilisieren Sie ihre Selbstheilungskräfte und integrieren Selbstfürsorge in Ihren Alltag:

  • Abwechslung im Alltag

Ändern Sie Gewohnheiten, das verwirrt Ihr Gehirn und es wird gezwungen, die ausgetretenen Pfade zu verlassen. Wie wäre es z. B. mit einem kurzen, strammen Spaziergang nach dem Mittagessen?

  • Verlassen Sie Ihre Komfortzone!

Sehen Sie eine Problemstellung auch mal als Herausforderung –  probieren Sie doch mal etwas neues aus – etwas, dass Ihnen als erstes in den Kopf kommt. Wenn das Ergebnis Sie nicht überzeugt: macht nichts! Meist hat man noch mindestens eine zweite Chance!

  • Verlassen Sie die Opferrolle

Nicht nur Ihnen passiert „das“ immer mal wieder!

  • Üben Sie sich in Gedanken-Hygiene

Achten Sie auf Ihre Selbstgespräche, diese ziehen Sie immer wieder in zurückliegenden Ärger.

Versuchen Sie, häufiger „im gegenwärtigen Moment“ zu sein.

  • Erinnern Sie sich an Ihren letzten Flug – zuerst sich selbst die Sauerstoffmaske aufsetzen

Anderen helfen können Sie nur, wenn es Ihnen selbst gut geht.

Dies gilt besonders für Führungskräfte. Nur ein/e Vorgesetze/r, der/die mit sich selbst im Reinen ist führt erfolgreich.

  • Nehmen Sie sich täglich Zeit für eine Übung in Selbstliebe

Seien Sie gut zu sich – egal ob Sie sich Zeit, ein Bad oder eine kulinarische Köstlichkeit gönnen, genießen Sie es und schenken Sie dabei nur sich selbst Beachtung. Wechseln Sie regelmäßig zwischen psychischen, körperlichen und mentalen Übungen.

Beachten Sie die Warnzeichen Ihres Körpers und nehmen Sie gegebenenfalls Hilfe an.

Dies lässt Sie Alltagsstress leichter bewältigen und Sie generieren zusätzlich Resilienz.

Machen Sie sich Selbstfürsorge zur Gewohnheit und bringen so mehr Lebensqualität in Ihren Alltag. Es muss nicht erst ein schlimmer Schicksalsschlag bei Ihnen Einzug halten, um das Motto zu leben: JEDEN TAG ETWAS SCHÖNES!

Schicken Sie Ihren Zauderzwerg in den Winterschlaf und genießen Sie die Weihnachtstage.

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Ihr Ilona-Vogel Team