In einem der letzten Blogartikel berichteten wir über die Schwierigkeiten, die sich im Miteinander verschiedener Generationen häufig ergeben. Doch auch, wenn die „Jungen“ unter sich sind, bedarf es eines/einer Verantwortlichen.

In der vergangenen Woche besuchte ich eine Messe, die sich über drei Tage erstreckte und war in einem nahegelegenen Hotel untergebracht. Während des Frühstücks fiel mir eine Gruppe junger Menschen auf, die sich am Nachbartisch in einer regen Diskussion befand. Impulsiv und laut brachten sie ihren Unmut vor und so blieb es nicht aus, dass alle im Speisesaal unerwünscht Zuhörer wurden.

Man erfuhr, dass ihr Arbeitgeber eine Fortbildungsveranstaltung für Berufseinsteiger, ein sogenanntes „Onboarding“, arrangiert hatte.

Über Wissenswertes aus verschiedenen Bereichen, wie z. B. Vermögenswirksame Leistungen, Steuereinsparungs- und Bildungsurlaubsmöglichkeiten oder auch firmeninterne Wege zur Weiterentwicklung wurden die neuen Beschäftigten informiert.

Spannend, dachte ich und hörte genauer hin. Könnte sich daraus ein Impuls für meine Arbeit ergeben?

Die Diskutierenden redeten sich immer weiter in Rage und plötzlich sprachen sie von Verpflichtung, Zwang und Überstunden.

Irritiert schüttelte ich den Kopf. Es war ihnen nicht bewusst, was da geboten wurde. Völlig in ihrer Blase gefangen bemerkten sie natürlich nichts vom Kopfschütteln und Räuspern an den Nachbartischen.

Das Personal hinter dem Tresen warf sich entsprechende Blicke zu, überlegte sicher, ob man um etwas mehr Ruhe bitten sollte…..

Kurz dachte ich darüber nach, wie ich hier zu einer Lösung beitragen könnte und stand – konfliktfreudig wie man mich kennt – auf und ging zum Nachbartisch.

„Entschuldigung“ sprach ich die Gruppe an, „ich habe mitbekommen, dass ihr ein Problem mit eurer Fortbildung habt. Solche Seminare werden auch in unserem Unternehmen konzipiert. Deshalb würde ich mich gerne kurz mit euch darüber unterhalten.

Ich finde es sehr schade, dass man euch scheinbar nicht richtig darüber informiert hat, was euch da heute erwartet.“

7 Augenpaare richteten sich fragend auf mich und so sprach ich weiter:

„Der Leitung eures Unternehmens scheint ihr sehr wertvoll zu sein! Sie möchte euch von Beginn an optimal supporten. Sicher haben sie sich eine Menge Gedanken gemacht und lassen sich das auch etwas kosten“ sprach ich weiter und zeigte auf das tolle Ambiente.

Was wisst ihr über den Ablauf der Veranstaltung?“, fragte ich. „Nicht viel“ antwortete eine der jungen Frauen und schob mir einen Zettel über den Tisch. Handschriftlich hatte sie sich einige Notizen gemacht, aus denen auch ich wenig herauslesen konnte.

„Habt ihr denn selbst Fragen, z. B. was es mit vermögensbildenden Leistungen auf sich hat, und wo ihr Kontakte zu entsprechenden Anbietern bekommt?“ Achselzuckend schauten sie mich an.

„Ok, dann schreibt doch mal auf, was euch interessiert, welche Fragen ihr zu den Themen auf ihrer Liste habt,“ sagte ich und deutete auf die junge Frau, von der der Zettel kam.

„Mit diesen Fragen bombardiert ihr dann heute die Referenten. Und alles was am Ende offenbleibt, klärt ihr mit eurem Vorgesetzten bzw. mit der Person, die die Veranstaltung für euch arrangiert hat.

Dann lernen sie auch eure Wünsche kennen.

Am Ende der Veranstaltung werdet Ihr staunen, welche Chancen sich euch auftun und meist sind die Vorträge gar nicht so langweilig.

Lasst euch darauf ein, ihr werdet noch an mich denken,“ endete ich augenzwinkernd.

„Ach ja, und außerdem wäre es schön, wenn ihr etwas leiser diskutieren könntet, damit alle in Ruhe frühstücken können. Viel Spaß heute!“

Dann ging ich an den dankbar lächelnden Umstehend- und sitzenden grüßend vorbei.

Natürlich beherrschte dieses Thema meine Gedanken für den restlichen Tag.

Da ich weiß, dass bis 2030 mehr als 70 Prozent der Beschäftigten der Generationen Y und Z angehören wird deutlich wie wichtig es ist, diesen Menschen von Beginn ihres Arbeitslebens an die größtmögliche Aufmerksamkeit zu schenken.

Dem Arbeitgeber in unserem Fall ist das sicher bewusst, doch bleibt offen, inwiefern er die jungen MitarbeiterInnen auf die Fortbildung vorbereitet hat.

War die Thematik ausreichend bekannt? Hatte man die Möglichkeit den Benefit auszuschlagen?

Wer ist im Unternehmen Ansprechpartner für die Gruppe? Im besten Falle jemand, der altermäßig nicht zu weit von ihnen entfernt ist.

Beim Bilden eines Teams sollte dieses einen Sprecher bestimmen.  Dieser Person muss bewusst sein, welches Vertrauen ihr da entgegengebracht wird und die Aufgabe ernst nehmen.

Den Sprecher/die Sprecherin gilt es zu begeistern!

Diese Person wird besonders auf Fortbildungen und ähnliche Events vorbereitet. So kann er/sie während der Veranstaltung den Gruppenspirit positiv beeinflussen und evtl. Kritik zurück ins Unternehmen melden.

Der/die Sprecher/in muss die Möglichkeit haben, Einfluss auf die Auswahl der Vorträge zu nehmen.

Schließlich sind hier die Wünsche der jungen KollegInnen bekannt.

Wie in früheren Blogartikeln erwähnt, wird das Erscheinungsbild des Unternehmens zu einem großen Teil durch den Auftritt der Beschäftigten im Außen geprägt. Das Verhalten der Teams nimmt also immensen Einfluss auf das Image Ihres Betriebes. Und genau das muss auch den jungen Beschäftigten klar sein. Die Debatte am Frühstückstisch trägt zum Image bei!

Auch wird im Beispiel deutlich, wie wichtig Führung ist, gerade dann, wenn eine Gruppe den Arbeitgeber z. B. in einer Fortbildung repräsentiert!

Nach dem Motto: „Hat man einen – hat man alle“ wird durch den/die Sprecher/in der Gruppenspirit nicht nur positiv gelenkt, ganz nebenbei kristallisiert sich auch eine zukünftige Führungspersönlichkeit für das Unternehmen heraus.

Gutes Gelingen für all Ihre Seminare und Fortbildungen wünscht

Ihr Ilona-Vogel Team