Hurra! In der vergangenen Woche hat es endlich einmal wieder geklappt, ich habe mich mit meiner Freundin zum Laufen verabredet. Unser gemeinsames Hobby bot uns bis vor einem Jahr in schöner Regelmäßigkeit die Chance, uns über all die Dinge upzudaten, die in unseren Leben wichtig sind.

Familie, Arbeit, Freizeit – die Themen gingen uns nie aus und so sahen wir den wöchentlichen Lauf nicht nur unter sportlichem Aspekt. Er war so viel mehr: Seelenpflege, ja manchmal Therapie und genau aus diesem Grund fehlten mir diese Treffen ungemein.

Immer wieder hatte Conny unsere Sporteinheit abgesagt und ich hielt mit meinem Ärger darüber nicht hinterm Berg. Heute hatte sie sicher nur zugesagt, weil sie unsere Freundschaft in Gefahr sah, denn, nach dem sie 10 Minuten zu spät endlich eintraf, schien sie sichtlich genervt.

„Du bist ja jetzt schon außer Puste“, begrüßte ich sie fröhlich.

„Gut beobachtet“ schmetterte sie mir zornig entgegen, „ich kann auch wieder gehen!“

OH, Conny hat ihren Zornzombie mitgebracht, stellte ich fest und nahm sie erst einmal in den Arm.

„Lass uns ein Stück gehen, bevor wir Tempo machen, dann kannst du mir erzählen, wer dich so geärgert hat“, schlug ich vor.

Ihr erleichtertes Lächeln zeigte Dankbarkeit und sie begann zu berichten.

Im vergangenen Jahr hatte Luc W.  die Leitung ihrer Abteilung übernommen. Ich erinnere mich gut daran, wie erfreut Conny darüber war. Jung, sportlich, motiviert und engagiert waren die Worte, mit denen sie ihn beschrieb. Der erste Eindruck trog nicht, allerdings legte Luc ein Tempo vor, dem niemand im Team gewachsen war.

„Er ist morgens um 6.30 Uhr am Schreibtisch und powert durch bis um 16.00 Uhr. Dann stürzt er sich in seinen Sportdress. Er trainiert für einen Marathon. Anschließend, nach einer kurzen Dusche, macht er sich so ein fancy Eiweißshake und setzt sich wieder ins Büro. Nicht, ohne einen dummen Spruch über unsere Snacs in der Teeküche und deren Folgen auf unser aller Hüften zu machen. Zum Kotzen! Ich komme mir vor wie der Igel in seiner Challenge mit dem Hasen. Lucs Grinsen scheint immer zu rufen: „Ich bin schon da“.

30 lange Minuten Berichterstattung folgten und ich merkte, wie Connys Zornzombie – einmal losgelassen – ein gigantisches Ausmaß annahm. Mir wurde klar, was sie in der vergangenen Zeit daran gehindert hatte, mit mir zu laufen.

„Wenn Luc wüsste, dass wir nur 5 km joggen, würde er sich nicht mehr einkriegen“, meinte Conny gegen Ende der Runde völlig erschöpft.

Leider ist Luc kein Einzelfall und ein übermotivierter Vorgesetzter kann wirklich entmutigend wirken, wie man an Conny erkennt.

Evaluierte Praxisbeispiele zeigen, dass Führungskräfte entscheidenden Einfluss auf das Gesundheitsverhalten der Mitarbeitenden nehmen. Nicht immer zum Vorteil aller Beschäftigten!

In Ihrer Rolle als Multiplikatoren geben sie gewissermaßen den Takt vor und das muss ihnen bewusst sein. Festgelegte Pausen haben ihre Berechtigung und das Überschreiten der Regelarbeitszeit sollte Ausnahme bleiben, denn Regenerationsphasen sind Teil einer gesunden Work-Life-Balance.

Ein Schlagwort, dass auf vielen Homepages zu finden ist. Und wie sieht die Realität aus?

Das Image wird bei kleinen und mittelständischen Unternehmen hauptsächlich über die Mitarbeitenden nach außen getragen und auch der Flurfunk in Berufsschulen sollte nicht unterschätzt werden.

Das bedeutet, die Teammitglieder sind wichtige PR – und Marketinginstrumente!

Die Zufriedenheit Ihrer Angestellten spielt daher nicht nur im Hinblick auf deren Produktivität eine entscheidende Rolle.

Unser Tipp:

  1. Vergleichen Sie die Werte Ihres Unternehmens mit den Beurteilungen auf den bekannten Bewertungsseiten. Tun Sie das regelmäßig, denn Sie sollten darüber unterrichtet sein, wie man Ihren Betrieb von außen wahrnimmt. Nehmen Sie diese Einträge ernst, denn immer häufiger informiert man sich über diese Plattformen vor der Kontaktaufnahme – sei es als Geschäftspartner oder potentieller Arbeitnehmer.
  • Fördern Sie die Konfliktfähigkeit im Unternehmen:

Ich habe Conny geraten, sich mit ihrer Kritik direkt an Luc wenden, nur so hat er die Möglichkeit, sein Verhalten zu hinterfragen bzw. zu ändern. Denn sicher ist Luc nicht klar, wie er auf KollegInnen wirkt und möchte sicher als Vorgesetzter Vorbild sein.

Dass Sie stets das richtige Maß an Motivation finden, wünscht

Ihr Ilona-Vogel Team